historische Ludwigstrasse in Partenkirchen mit bunt bemalten Hausfassaden (Lüftlmalereien)

Partenkirchen entdecken: meine Erfahrungen bei der historischen Ortsführung

Partenkirchen gehört für mich zu den Orten, die man nicht nur gesehen, sondern wirklich erlebt haben muss. Die historischen Ludwigstraße mit ihren alten Häusern, bunt bemalten Fassaden und engen Gassen hat einfach ihren ganz eigenen Charme. Gerade, wenn man die Geschichten dahinter kennt!

Genau deshalb habe ich kürzlich an einer Ortsführung durch Partenkirchen teilgenommen – und kann sie dir nur wärmstens empfehlen – aber mehr dazu später…

Partenkirchen – vom Bauerndorf zum Urlaubsort

Lange Zeit war Partenkirchen ein einfaches, bäuerlich geprägtes Dorf. Die Bewohner lebten hauptsächlich von Landwirtschaft, Handwerk und dem Durchreiseverkehr der Händler.

Denn schon vor Jahrhunderten war Partenkirchen ein wichtiger Knotenpunkt im Werdenfelser Land. Die Ursprünge des Ortes reichen bis in die Römerzeit zurück: eine wichtige Handelsstraße – die Via Claudia Augusta – führte direkt durchs heutige Partenkirchen.

Händler, Reisende – später auch Pilger – haben hier die Alpen überquert. Und genau das machte den Ort schon ziemlich früh wirtschaftlich interessant.

Als dann die Zugspitze erschlossen wurde und der Wintersport immer beliebter geworden ist, hat sich Partenkirchen langsam zu einem beliebten Reiseziel entwickelt.

historischer Ortskern von Partenkirchen mit Zugspitze
Blick auf Partenkirchen vor Zugspitze, Daniel und Kramer

Zwei Orte werden zwangsvereint

Garmisch und Partenkirchen waren früher zwei eigenständige Orte. Am 01.01.1935 wurden sie unter massivem Druck der NSDAP zusammengelegt zum Markt Garmisch-Partenkirchen – und zwar für folgenden sportlichen Anlass:

Die Olympischen Winterspiele 1936

Nach Chamonix (1924), St. Moritz (1928) und Lake Placid (1932) fanden im Februar 1936 die IV. Olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen statt. Mit 646 Teilnehmern aus 28 Staaten war dies ein neuer Teilnehmerrekord und Garmisch-Partenkirchen machte sich einen Namen als international bekannter Wintersportort.

Der Spezialsprunglauf (= Skispringen) am Schlusstag und die anschließende Schlusszeremonie mit der Medaillenverleihung im Olympia-Skistadion zog ca. 130.000 Zuschauer an – ebenfalls ein Rekordwert. Zum Vergleich: Das Skistadion fasst heute maximal 35.000 Zuschauer!

Skispringen – die Vierschanzentournée

Auch heute noch wird das Olympia-Stadion jährlich genutzt: Hier findet das prestigeträchtige Neujahrsskispringen im Rahm der Vier-Schanzen-Tournée statt, das durch den TSV Partenkirchen ausgerichtet wird.

Millionen Zuschauer im Stadion und vor dem Fernseher fiebern dabei mit, wenn sich immer am 1. Januar die weltbesten Skispringer von der Olympiaschanze in die Tiefe stürzen. Das Event ist nicht nur sportlich ein Highlight, sondern gehört einfach zur Tradition in Garmisch-Partenkirchen dazu.

Warum sich ein Besuch in Partenkirchen lohnt

Im Laufe der Zeit entwickelte sich Partenkirchen zu einem charmanten Ort mit traditioneller Bauweise, alten Bauernhäusern und kunstvollen Lüftlmalereien, die du heute noch auf vielen Häusern entdecken kannst und die einfach wunderschön aussehen.

Bestes Beispiel dafür ist die historische Ludwigstraße: hier erzählen die vielen Malereien auf den Häusern die unterschiedlichsten Geschichten aus alten Zeiten. Bei einer historischen Ortsführung kannst du dir diese interessanten und spannenden Geschichten erzählen lassen und vieles entdecken, das du beim Schlendern durch den alten Ortskern womöglich nicht entdeckt hättest.

Die historische Ortsführung in Partenkirchen – Was erwartet dich?

Die kurzweilige und sehr spannende Führung dauert etwa 1,5 Stunden und führt dich durch die schönsten Ecken von Partenkirchen. Ein ortskundiger Gästeführer erzählt spannende Anekdoten aus der Geschichte, zeigt dir liebevoll erhaltene Bauernhäuser, die Lüftlmalereien an den Fassaden und versteckte Plätze und Wege, an denen du sonst mit hoher Wahrscheinlichkeit vorbeigegangen wärst.

Meine persönlichen Eindrücke von der Ortsführung

Ich war überrascht, wie viel Neues ich noch über den Ort erfahren habe, obwohl ich sogar schon mal direkt in der Ludwigstraße gewohnt habe. Besonders beeindruckt haben mich die vielen Geschichten über die Entstehung der Handelswege. Die Führung war locker, unterhaltsam und gespickt mit kleinen Details, die man beim bloßen Spaziergang leicht übersieht.

Hier ein paar interessante Details, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind:

  • die deutsche Redewendung „alles in Butter“ stammt aus der Zeit, zu der alle Waren mit Pferdekutschen transportiert wurden. Damit so wertvolle und zerbrechliche Güter, wie Porzellan, bei der holprigen Fahrt nicht kaputt gingen, wurden sie im Winter in Fässer voller Butter „verpackt“ und kamen so unbeschadet ans Ziel.
  • in Partenkirchen gab es früher Stallungen für bis zu 100 (!) Pferde. So wurde das Handwerk des Seilers zu einem lukrativen Geschäft. Zuerst für Seile zum Anbinden der vielen Pferde. Später dann für die ersten Bergsteiger, die sich durch die damals noch nicht erschlossene Partnachklamm zur Zugspitze aufgemacht haben.
  • Seelenlöcher & Herrgottswinkel
    In den alten Bauernstuben gab es früher immer einen sogenannten Herrgottswinkel. Das war eine Art Hausaltar. Denn die Bevölkerung hatte und hat immer noch einen tief verwurzelten christlichen Glauben. So wurden die verstorbenen Familienmitglieder im Herrgottswinkel aufgebahrt. Damit ihre Seelen nicht im Haus gefangen blieben, gab es in vielen Bauernhäusern die sogenannten Seelenlöcher, durch die die Seele „hinausfliegen“ konnte.
  • Der letzte Pesttote (ein junger Hirte) brach 1634 an einem Sonntag Nachmittag um 16 Uhr auf einer kleinen Brücke mitten in Partenkirchen zusammen und verstarb dort. Seitdem läuten in Partenkirchen (bis heute!!) jeden Sonntag Nachmittag um 16 Uhr die Kirchenglocken. Faszinierend, oder!?
Gedenktafel im historischen Partenkichen, die an den letzten Pesttoten erinenrt
Gedenktafel, die an den letzten Pesttoten (1634) erinnert

Sehenswürdigkeiten in Partenkirchen, die du nicht verpassen solltest

Sebastianskircherl

Die Sebaistianskirche – oder besser gesagt, das Sebastianskircherl, wurde 1637 errichtet. Zur damaligen Zeit lag es noch außerhalb des Ortes. Dort wo heute der Kurpark direkt neben der Kirche liegt, war damals der Pestfriedhof. Die Partenkirchner hatten große Angst vor dieser Seuche und deshalb wurden die Pesttoten nicht auf dem Friedhof bei der Pfarrkirche im Zentrum beerdigt sondern außerhalb auf dem Pestfriedhof.

Sebastianskirche in Partenkirchen; frühere Pestkirche
bunt bemalte Sebastianskirche

Lüftlmalereien in der Ludwigstraße

Die historische Ludwigstraße in Partenkirchen ist bekannt für ihre prächtigen Lüftlmalereien – kunstvolle Fassadenmalereien, die verschiedenste Geschichten erzählen: Szenen aus dem Alltagsleben, von besonderen Anlässen oder alte Handwerkszünfte darstellen. Es lohnt sich, stehen zu bleiben und dir die Malereien genauer anzuschauen.

So ist beispielsweise eine der Malereien der Zugspitze gewidmet: sie erzählt über die Erstbesteigung im Jahr 1820 und die Aufstellung des ersten Gipfelkreuzes am 14.8.1851. An diesem Tag wurde das 150 kg schwere Kreuz von 28 Personen auf den Gipfel gehievt und dort von einem Pfarrer, der ebenfalls mit aufgestiegen ist, geweiht.

Lüftlmalerei in der Partenkirchner Ludwigstrasse: erstes Kreuz auf der Zugspitze
Lüftlmalerei: Aufstellung des ersten Kreuzes auf der Zugspitze (1851)

Viele der bemalten Häuser stammen noch aus dem 18. und 19. Jahrhundert und erzählen auf ihre eigene Weise ein Stück Partenkirchner Geschichte.

Gasthof Fraundorfer

Der Gasthof Fraundorfer ist nicht nur für seine bayerischen Abende mit Schuhplattlern, bayerischer Musik und Jodeleinlagen bekannt und ist deshalb bei Touristen aus aller Welt sehr beliebt. Er hat auch eine der schönsten Lüftlmalereien an der Fassade.

Hier ist eine Hochzeitsgesellschaft aus dem 16./17. Jahrhundert zu bestaunen. Darunter auch der Hochzeitslader. Dieser hat, wie schon der Name sagt, alle Gäste der Hochzeit persönlich eingeladen und war für die Organisation der Feier und die „Bespaßung“ der Gesellschaft während der Hochzeit zuständig (quasi der Weddingplanner der damaligen Zeit).

Damit er immer ein gesichertes Einkommen hat, hat er auf der Hochzeitsfeier gleich schon die nächsten Paare verkuppelt – daher auch der „Spitzname“ Schmuser.

Gasthof Fraundorfer in Partenkirchen mit beeindruckender Lüftlmalerei
beeindruckende Lüftlmalerei auf der Fassade des Gasthof Fraundorfer: Hochzeit mit Hochzeitslader

Das Alte Haus

Das sogenannte Alte Haus stammt aus dem 12. Jahrhundert und hat den großen Marktbrand 1856 überstanden, bei dem 94 Häuser komplett abgebrannt sind.

ältestes Haus in der historischen Ludwigstrasse in Partenkirchen
das Alte Haus in Partenkirchen (aus dem 12. Jahrhundert)

Mein Tipp: Die Ortsführung ideal mit deinem Urlaub verbinden

Wenn du Urlaub in der Region machst – zum Beispiel in einer meiner gemütlichen Ferienwohnungen in Farchant – lohnt sich ein „Ausflug“ nach Partenkirchen auf jeden Fall. Die Ortsführung ist perfekt, um den historischen Ort besser kennenzulernen (wie schon gesagt – sogar wenn man meint, den Ort schon zu kennen!).

Du kannst von meinen Fewos aus auch ganz toll über den Philosophenweg nach Partenkirchen laufen – mit einem herrlichen Blick auf’s Wettersteingebirge. Und nach der Führung noch gemütlich durch die Ludwigstraße bummeln, in der du schöne, kleine und individuelle Geschäfte und Cafés findest.

historische Ludwigstrasse in Partenkirchen

Wenn du dann vom vielen Laufen ganz k.o. bist, nimmst du anschließend einfach den Bus (ab Sebastianskirche) zurück nach Farchant und ruhst dich in deinem gemütlichen Zuhause auf Zeit ganz entspannt aus. Die Busfahrt ist mit der Farchanter Gästekarte, die du von mir bei der Anreise bekommst, kostenfrei!

Wenn du noch mehr Tipps für Ausflüge rund um Farchant und Garmisch-Partenkirchen brauchst – sprich mich gern an!

Häufig gestellte Fragen zur Ortsführung in Partenkirchen (FAQ)

Wann finden die Ortsführungen in Partenkirchen statt?

Die öffentlichen Führungen auf Deutsch finden jeden Freitag um 10:00 Uhr statt. Führungen auf Englisch gibt es montags um 10:30 Uhr, allerdings nur im Zeitraum vom 12. Mai bis 13. Oktober.

Wo ist der Treffpunkt?

Die Führungen starten vor dem Sebastianskircherl in der Ludwigstraße – direkt im Herzen von Partenkirchen. Adresse: Münchner Str. 1, 82467 Garmisch-Partenkirchen

Wie lange dauert die Führung?

Die Führung dauert etwa 1,5 Stunden

Wo/wie kann ich mich anmelden?

Du kannst dich über den GaPa Erlebnisshop anmelden: GaPa Erlebnisshop

Wie viele Personen können teilnehmen?

Die maximale Teilnehmerzahl liegt bei 25 Personen. Du solltest dich also frühzeitig anmelden, vor allem in der Ferienzeit.

Was kostet die Ortsführung Partenkirchen?

Mit GAPA Gästekarte ist die Führulng kostenlos
Kinder bis 14 Jahre sind kostenlos
Einheimische & Schüler/Studenten mit Ausweis: €10.-
Erwachsene ohne Gästekarte: €12.-

Gibt es auch private Führungen oder Gruppenangebote?

Ja! Für Gruppen kannst du individuelle Führungen buchen – auf Deutsch oder in Fremdsprachen:
Ortsteilführung Partenkirchen (ca. 1,5 Std.): Deutsch: €100.-; Fremdsprache: €120.-
Kombi-Tour Garmisch & Partenkirchen (bis 2,5 Std.): Deutsch €130.-; Fremdsprache: €150.-
Halbtags-Führung (bis 4 Std.): Deutsch €160.-; Fremdsprache: €180.-
Ganztags-Führung (4–8 Std.): Deutsch €290.-; Fremdsprache: €310.-
Bei mehr als 25 Personen wird ein zweiter Gästeführer benötigt. Alle Preise ggf. zzgl. MwSt.

Kann ich kostenlos stornieren?

Ja, eine kostenfreie Stornierung ist bis 7 Tage vorher möglich.

Ist die Führung kinderfreundlich oder barrierefrei?

Die Strecke ist für Kinder gut machbar. Für Kinderwagen oder Rollstuhl kann das Kopfsteinpflaster an einigen Stellen eine Herausforderung sein – am besten vorher direkt nachfragen.

1 Gedanke zu „Partenkirchen entdecken: meine Erfahrungen bei der historischen Ortsführung“

  1. Pingback: KW29/2025: Alle TCS-Blogartikel - The Content Society

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen