Meine Tipps, wie alle Familienmitglieder Spaß an der Wanderung haben:
1. Geht Touren, die ihr schon kennt, oder die ihr persönlich empfohlen bekommen habt
Im Internet gibt es schier unzählig viele Plattformen & Blogs, bei denen man sich über Touren informieren kann. Aber ich hab es auch schon erlebt, dass eine Wanderung als „sehr familienfreundlich“ mit 1,5 Stunden Gehzeit angepriesen wurde und wir dann über 4 Stunden unterwegs waren (ohne Einkehr-/Pausenzeit!). Nachdem es auch keine Möglichkeit gab, abzukürzen hieß es „Augen zu und durch“. Aber ENTSPANNT sieht anders aus.
Deshalb mein Tipp: Geht – vor allem mit kleinen Kindern – lieber Touren, die ihr schon mal gegangen seid und die ihr kennt. Vielleicht bekommt ihr auch Tipps von befreundeten Familien, die die Tour schon mal gegangen sind. Wenn ihr bei mir in den Fewos zu Gast seid, kann ich euch gerne viele tolle Touren für die unterschiedlichsten Ansprüche empfehlen. Aber auch hier gilt natürlich: jedes Kind, jede Familie ist anders und ihr kennt eure Kinder am Besten! Hört auf euer Gefühl und plant die Tour lieber etwas kürzer – dann kommt der Spaß nicht zu kurz und eure Kinder lassen sich hoffentlich auch für die nächste Tour wieder begeistern!
2. Entspannte Eltern – entspannte Kinder
Das gilt nicht nur für Familienwanderungen. Entspannte Eltern – entspannte Kinder. So einfach ist das. Das klingt aber einfacher, als es ist. Die Stimmung bei Kindern kippt oft von einer auf die andere Minute. Das kann ein Anflug von Hunger sein oder das Geschwisterchen hat „was falsches“ gesagt. Schnell ist dann die ganze „Familien-Stimmung“ mies.
Wenn ihr es schafft, nicht selbst sofort genervt zu sein und zu erkennen, was los ist, könnt ihr am besten gegensteuern. Eine kurze Pause für alle kann Wunder bewirken. Wenn die Energie schon nachlässt, hilft oft schon ein Schluck Saftschorle oder ein kleiner Riegel. Wenn ein Teil der Familie ungeduldig wird, ist es manchmal auch einfacher, sich für ein Stück des Weges aufzuteilen: die Ungeduldigen gehen vor (bis zu einem verabredeten Treffpunkt), der Rest gönnt sich eine Pause und kommt in Ruhe nach. Wie auch immer: wichtig ist bloß entspannt zu bleiben, alles andere kommt meist von selbst wieder ins Lot.
3. Bleibt flexibel
Auch das ist ein Punkt, den ihr als Familie aus dem Alltag meist schon allzu gut kennt. Flexibilität ist das A und O. Auch bei Wanderungen zahlt es sich aus, wenn ihr ganz flexibel seid und schnell auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Anforderungen reagieren könnt. Damit komme ich schon direkt zum nächsten Punkt:
4. Plant die Tour so, dass ihr sie abkürzen könnt
Manchmal gibt es Tage bzw. Wanderungen, da läuft’s einfach und manchmal ist einfach der Wurm drin und es geht irgendwann gar nichts mehr – trotz guter Planung, ausreichend Verpflegung…
Da kann der Tag/die Tour gerettet werden, wenn ihr ganz spontan abkürzen könnt! Und die größere Tour könnt ihr sicher beim nächsten Mal nachholen.
5. Bezieht alle Familienmitglieder mit in die Planung ein
Wenn alle vorab einbezogen werden, ihr gemeinsam die Karten studiert und euch Bilder im Internet anschaut, ist das für jeden einzelnen anschließend verbindlicher. Schwierig wird es nur, wenn die Interessen grundverschieden sind und jeder andere Vorstellungen hat, wie die Tour aussehen soll. Dann ist es einfacher, wenn der kleinste gemeinsame Nenner gefunden wird (z.B. Dauer, Höhenmeter, Länge) und alles andere wird z.B. gelost. Oder, falls ihr mehrere Touren plant, bei jeder Tour ein anderer „Guide“ bestimmen darf: z.B. mit oder ohne Hütte, mit/ohne Spielplatz, mit/ohne Seilbahn, mit/ohne Klettern…
6. Nehmt ausreichend Verpflegung mit
Auch wenn es die Möglichkeit gibt, in einer Hütte einzukehren, nehmt trotzdem IMMER ausreichend Verpflegung mit (vor allem zu Trinken!). Manchmal ist es bis zur Hütte einfach VIEL ZU WEIT und es muss vorher schon eine Pause eingelegt werden. Mir selbst ist auch schon mehr als einmal passiert, dass die Hütte (trotz vorheriger Recherche der Öffnungszeiten) kurzfristig wegen Krankheit/Todesfall etc. geschlossen war.
7. Macht genügend Pausen
Es gibt Kinder, die brauchen schon nach 10 Minuten die erste Pause und Kinder, die können stundenlang laufen ohne müde oder hungrig zu werden. Auch hier ist die goldene Mitte geboten. Es macht natürlich keinen Sinn, alle 10 Minuten Pause zu machen. Es ist aber auch manchmal nicht ganz leicht, sich etwas mehr an den Kleinen zu orientieren, gerade, wenn ihr die Touren schon oft ohne Kinder gegangen seid.
Oft braucht es gar keine ausgiebige Pause. Vielleicht hilft es schon, sich kurz auf einen Stein zu setzen, etwas Saftschorle zu trinken oder einen Riegel zu essen und die Akkus sind wieder voll. Das geht bei Kindern ja oft super schnell! Am besten einfach ausprobieren.
8. Werde mit Tricks und Kreativität zum Wander-Motivator
Dieser Tipp ist vor allem für kleinere Kinder geeignet. Die sind selbst noch so voller Fantasie und kreativer Ideen, dass sie sich oft leicht motivieren lassen. Aus meiner Kindheit kenne ich noch die Wanderlieder „Das Wandern ist des Müllers Lust“ und die „….ein Hut, ein Stock, ein Damenunterrock…“-Motivations-Tricks.
Aber hier könnt ihr ruhig selbst kreativ werden. Lasst euch einfach von euren Kindern inspirieren. Macht den gefundenen Glitzerstein einfach zum Turbostein, der in die Hosentasche gesteckt, Zauberkräfte verleiht. Das funktioniert mit fast allem, was ihr am Wegesrand entdeckt:
- die Vogelfeder, mit der du deinem Kind über den Kopf streichst und es quasi über den Wanderweg schweben lässt
- der gefundene Glitzerstein, der zum Turbostein wird und deinem Kind Zauberkräfte verleiht, wenn es ihn in die Hosentasche steckt
- der Grashalm, auf dem man 10 mal herumkauen muss, damit er den Turbo zündet…
Hier sind eurer Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist bloß, dass ihr sicher wisst, dass die Pflanze, die gekaut werden soll nicht giftig ist 😆
9. Tragetipp für kleinere Kinder
Mein Favorit ist hier ganz klar die Babytrage. Ich habe beider Kinder lange getragen und dabei schon vieles getestet: von verschiedenen Tragetüchern, über eine Babytrage bis hin zur Kraxe. Mein Favorit war ganz klar die Babytrage. Folgende Vorteile hat die Babytrage für mich:
- man kann schon ganz kleine Babys tragen (quasi von Geburt an und nicht erst, wenn sie sitzen können – wie bei Kraxen)
- ihr könnt am Rücken und vorne tragen
- die Kinder sind auch im Winter warm, weil sie direkt am Körper getragen werden
- für mich war das Tragen direkt am Körper viel angenehmer, weil der „Hebel“ nicht so groß ist und ich ein viel besseres Gleichgewicht hatte, als bei einer Kraxe
10. Wenn gar nichts mehr geht: mein Tipp für einfaches Tragen (auch größerer Kinder)
Auch wenn dieser Tipp ganz am Schluss steht, dieser Tipp hat uns schon manche Tour gerettet: der ultimative Rucksack-Tragetipp:
Hierfür braucht ihr einen größeren und stabilen Rucksack mit gutem Hüftgurt (typischer Daypack-Rucksack; meiner hat 32 Liter Fassungsvermögen). Am einfachsten geht es, wenn sich das Kind etwas erhöht hinsetzen kann (z.B. auf die Lehne einer Bank oder auf einen Felsen o.ä.).
Du schlüpfst aus den Trägern des Rucksack und stellst sie möglichst weit ein. Der Beckengurt muss fest geschlossen sein. Jetzt setzt sich das Kind auf deinen Rücken über den Beckengurt und du schlüpfst anschließend durch die Träger des Rucksacks. Jetzt kannst du sie ggf. wieder enger ziehen, so dass das Kind stabil zwischen dir und dem Rucksack sitzt. Natürlich ist das keine gute Lösung für lange Strecken, aber eine perfekte Notlösung (z.B. auch, wenn sich das Kind den Knöchel verstaucht hat…).
Und auf jeden Fall besser, als auf der Schulter oder Huckepack ohne Rucksack, weil das Kind durch den Rucksack gehalten wird.
An dieser Stelle nochmal vielen Dank an Nana, von der ich diesen Trick gelernt habe!!
Ein paar meiner Lieblingswandertipps mit Kindern findet ihr in folgendem Blogartikel:
Wandern mit Kindern in Farchant, Garmisch und Umgebung
Und auch wenn es die ein oder andere Hürde auf eurer Wanderung gibt: das was am Ende zählt, sind die gemeinsamen Erlebnisse und Erinnerungen. Und am besten in Erinnerungen bleiben die Touren, bei denen ihr die größten Herausforderungen überwinden musstet (Kind ist in den Bach gefallen und ihr hattet ausnahmsweise keine Wechselklamotten mit; Weg wird von einem Esel versperrt, der einfach nicht auf die Seite mag, quer liegende Bäume vom letzten Sturm…). Also cool bleiben und dran denken: irgendwann werdet ihr drüber lachen.
Wenn ihr noch mehr Tricks habt oder den ein oder anderen ausprobiert hast, schreibt mir gerne einen Kommentar!
Ich freu mich schon, von euch zu hören.
Auf jeden Fall wünsche ich ganz tolle Familien-Wanderungen mit viel Spaß und tollen Erlebnissen.
Alles Liebe,
Eure Birgit
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